Kettenpflege

Moderne Schaltungs- und Bremssysteme sind in den letzten Jahren sehr viel leistungsfähiger und bedienungsfreundlicher geworden. Damit sie ihre optimale Funktion auch auf Dauer behalten, gilt es aber einige Dinge zu beachten.

Bei Kettenschaltungen sitzen heute sieben bis dreizehn Ritzel auf der Hinterradnabe, vor zwanzig Jahren waren es höchstens sechs. Um den nötigen Platz an der Nabe zu erhalten, wurden die Einbaubreiten vergrößert, die Ritzel dünner. Mit speziellen Zahnformen wurden die Schaltvorgänge weicher, ein Schalten unter Last ist möglich. Natürlich mussten dazu auch die Ketten angepasst werden, sie wurden wesentlich schmaler. Das seidenweiche Schalten geht allerdings etwas auf Kosten der Haltbarkeit: Nach ca. 1500 – 2000 km ist eine moderne Schaltkette schon so weit abgenutzt, daß auch die Ritzel in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wird erst dann die neue Kette montiert, muß auch der Zahnkranz gewechselt werden, die neue Kette würde sonst bei einem kräftigen Antritt über die abgenutzten Zahnspitzen rutschen. Wird die Kette nicht gewechselt, macht sich das zunächst nicht bemerkbar, Kette und Ritzel altern gemeinsam. Irgendwann ist der Verschleiß aber so gravierend, daß auch die vorderen Kettenblätter beschädigt werden. 093e727c99Noch ein wenig später ist die Kette ist so sehr „gelängt“, daß sie gar nicht mehr fasst (siehe Foto). Die genaue Kilometerzahl, nach der Ihr Antrieb diesen Zustand erreicht, können wir Ihnen nicht nennen, zu viele Faktoren beeinflussen den Verschleiß. Qualität der Kette und die Kettenpflege sind aber sicherlich die wichtigsten. Auch Umweltbedingungen spielen eine große Rolle: eine Kette kann ungeölt und nach einigen Regenfahrten schon nach deutlich unter 1000 km stark abgenutzt sein!

Doch Achtung, bei der Schmierung gilt: Viel hilft nicht viel!
Die Gelenke der Ketten sollen geölt sein, aber Öl außen auf der Kette sammelt nur unnötig Schmutz auf, der als Schleifkörper die Alterung beschleunigt.

  1. Tipp: Die Kette vor dem Ölen mit einer Bürste und einem Lappen, der mit dünnflüssigem Öl getränkt sein darf, reinigen, dann sparsam ölen und nachher nochmals mit einem sauberen Lappen abwischen. Zur Reinigung möglichst keinen Entfetter verwenden, dieser lässt sich nämlich nicht restlos aus dem Inneren der Kette entfernen und zerstört den Schmierfilm! Wir empfehlen hochwertiges synthetisches Kettenöl, was gute Kriecheigenschaften hat und möglichst wenig Schmutz bindet (z.B. Oil of Rohloff, velophil Kettenöl oder DryLube).
  2. Tipp: Soll die Oberfläche der Kette bei Schmuddelwetter gegen Rost geschützt sein, bietet sich Sprühwachs oder Teflon an. Beide Materialien bilden einen „trockenen“ Schutzfilm, an dem nichts klebenbleibt. Aber beide sind wesentlich weniger wasser- und druckbeständig. Sie müssen also öfter ran zur Kettenpflege.
    Besonders wichtig: Streusalz im Winter ist sehr aggressiv und führt in Rekordgeschwindigkeit zu starkem Rostbefall. Unbedingt abwischen!
  3. Tipp: Da ein Austausch des kompletten Antriebs mit relativ hohen Kosten verbunden ist, empfiehlt es sich, den Verschleiß der Kette regelmäßig zu kontrollieren. Unsere Werkstatt prüft die Ketten bei jeder Inspektion. Sie können aber auch einfach zwischendurch zum Messen vorbeikommen oder die dafür nötige Meßlehre im Laden kaufen.

VELOPHIL 2016